Mein Lebensweg ist alles andere als gerade verlaufen und vielleicht erkennst Du die eine oder andere Parallele.
Drehen wir die Zeit zurück und fangen wirklich am Anfang an:
Am 11. Mai 1971 erblickte ich im "Kohlenpott" (Unna) das Licht der Welt. Wuchs dann aber ab meinem 3. Lebensjahr zwischen Köln und Düsseldorf auf. Am liebsten verbrachte ich meine Zeit draußen, kletterte, dachte mir Abenteuer aus, schrieb damals schon kleine Geschichten oder malte stundenlang vor mich hin. Die Natur war von je her mein Zuhause. Zum Glück hatte ich Eltern, die liebend gern wanderten und mir die Wunder der Natur gerne näher brachten.
Am liebsten wäre ich schon direkt Designerin geworden oder zumindest Dekorateurin, doch stattdessen trat ich in die Fußstapfen meiner Mutter und absolvierte ("Kind werd' was Vernünftiges") eine Lehre als Büroassistentin bei den Stadtwerken Düsseldorf. Komplett unterfordert kehrte ich nach Abschluss der Ausbildung wieder voller Motivation in die Oberstufe zurück, um neben dem Nachholen meines Abiturs auch noch eine Ausbildung als Grafikerin zu absolvieren. Plötzlich fiel mir das Lernen leicht und ich übernahm schon während der Schulzeit grafische Hilfsarbeiten und finanzierte mir so meine Ausbildung.
Anschließend arbeitete ich mich ganz praktisch und bodenständig "von der Pieke" an hoch, begann als einfache DTP-Kraft in einer Druckerei, ging dann in meine erste Werbeagentur als Layouterin, wechselte in eine andere Agentur. Ich war glücklich endlich meinen Traum leben zu können und gab alles.
Ein schwerer Autounfall und ein Jahr später ein beidseitiger stressbedingter Hörsturz stoppten mich nur kurz. Mittlerweile hatte sich mein Traum zu einem Alptraum verwandelt. Die Arbeit wuchs mir über den Kopf. Ich hatte Angst um meinen Job, ging krank und erschöpft arbeiten, machte weiter, gönnte mir kaum Pausen, schlief wenig, arbeitete übermäßig viel und machte immens viele Überstunden.
Durch jahrelanges Tanztraining und Leistungssport verfügte ich über eine hohe Leidensfähigkeit, Disziplin und die Fähigkeit über meine Kräfte zu gehen. Sport war neben der Arbeit meine größte Leidenschaft. Ich trainierte wie ich arbeitete: im Leistungsbereich und das früh am Morgen oder spät am Abend. Bis zu meinem 30 Lebensjahr glaubte ich immer noch daran, unbegrenzte Kraftreserven zu haben. Doch das war eine Illusion.
Ich wechselte erneut die Agentur, wurde Junior-Artdirektorin und schließlich Art-Direktorin. Mein Ziel schien erreicht. Bis mein Leben sich erneut wandelte.
12 Jahre war ich nun schon erfolgreich als Grafikerin und Art-Direktorin auf Etats namhafter Großkunden tätig. 12 Jahre Zeitdruck, Nachtarbeit und Stress pur. Grenzen wurden überschritten, Kraftreserven für "wichtige" Projekte und Nachtschichten aufgebraucht.
Die Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse machte sich mehr und mehr durch psychosomatische Beschwerden, chronische Rückenschmerzen, Tinnitus, Erschöpfung und unkontrollierbares Erschöpfungsweinen bemerkbar.
Die Frage nach dem Sinn nagte unterschwellig an mir. Arbeit und auch der Sport, der mir bisher große Freude gemacht hatte, wurde schal und sinnentleert. Ich brauchte eine Auszeit.
Auf Sinnsuche bereiste ich mehrfach den Himalaya, wanderte in großen Höhen (u.a. bis zum Fuße des Everest), besuchte tibetisch buddhistische Klöster und erlebte durch die Höhenkrankheit eindrücklich wie schnell sich Dinge lebensgefährlich zuspitzen können und wie unbestechlich Natur ist.
Auf der Suche nach Alternativen zu meinem bisherigen Leben, verbrachte ich einige Zeit in Ladakh (Nord-Indien) mit den Nomaden der Changtang-Hochebene an der Grenze zu Tibet in ihrem Winterlager und engagierte mich in einem Schulprojekt speziell für Nomadenkinder. Wieder zurück in Düsseldorf wurde mir immer klarer, dass mein eingeschlagener Weg in der Werbung nicht mehr viel mit mir gemeinsam hatte und ich etwas ändern musste.
Dann kam der 11. September 2001 und zwei Flugzeuge rasten in die Zwillingstürme. Dieser Tag war ein Wendepunkt. Die Ereignisse erschütterten die Welt und zeigten mir nocheinmal wie flüchtig, kostbar und zerbrechlich unser Leben ist. Was machte ich mit meinem Leben? Was war der Sinn meines Lebens? Was war wirklich wesentlich?
Die Börse brach ein. Viele Agenturen mussten schließen. So auch unsere. Ich verlor meine Arbeit und versuchte mich als selbstständige Grafikerin über Wasser zu halten. Doch die Erschöpfung war zu weit fortgeschritten.
Gefühlt von einem Moment auf den anderen brach ich zusammen und erlebte einen massiven Burn-out mit Erschöpfungsdepression. Ich war vollkommen arbeitsunfähig. Spazieren gehen oder Sport, selbst die Dinge des täglichen Lebens, wie Aufstehen und Tee-kochen war nicht mehr möglich, von Einkaufen gehen mal ganz abgesehen. Diese absolute Kraftlosigkeit zwang mich dazu inne zu halten und schließlich Entscheidungen für mein Leben zu fällen, die längst überfällig waren, mit der Konsequenz, dass ich einen endgültigen Strich unter meine Zeit als Grafikerin setzte, auch wenn ich noch keinen Plan hatte, wohin die Reise gehen würde.
Seit dem ich 1997 den buddhistischen Meditations-Meister Gendün Rinpoche getroffen hatte, ging ich bereits den Weg der Meditation und studierte die Lehren des Buddhismus, deren Weisheit für mein Leben prägend wurden.
Nach dem Ausstieg intensivierte ich meine Meditationspraxis, verbrachte viel Zeit im Kloster im Retreat. Achtsamkeit und Meditation halfen mir, mit meiner Erschöpfung besser umzugehen, ein Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Körper und Geist zu schaffen und meinen selbstgemachten Stressmuster zu durchschauen.
Die Kraft der Meditation, die Achtsamkeit und eine entschleunigte Lebensweise bewirkten einen tiefen Heilungs- und Entwicklungsprozess. Zu erfahren, dass wirkliche Heilung nur in uns selbst stattfindet, ließ mich tieferen Zugang zu alternativen Heilmethoden finden. Meine Mutter hatte mir schon als Kind die Heilkraft der Natur und altes überliefertes Heilkräuterwissen nahe gebracht.
Nach einer Zeit der intensiven Zurückziehung, Retreat und Orientierung richtete ich mein Leben wieder neu aus. Was ich erlebt hatte, sollte nicht umsonst gewesen sein.
Die grobe Richtung stand fest und so bildete ich mich in Stressbewältigung, Coaching und Gesundheitsförderung weiter.
Im November 2003 gründete ich dann das Institut für Achtsamkeit Düsseldorf, um Menschen mit Achtsamkeit und Meditation in Ihren persönlichen Stress- und Krisenzeiten zu unterstützen, ihren persönlichen Weg zu finden.
Mein Plan war es, ein Stressbewältigungs- und Regenerationsprogramm zu entwickeln auf Basis von Achtsamkeit und Meditation. Als ich meinen buddhistischen Lehrern davon erzählte, erzählten sie mir voller Begeisterung vom MBSR-Programm von Prof. Jon Kabat-Zinn. Hier fand ich, was ich mir mühsam selbst angeeignet hatte wundervoll und wissenschaftlich fundiert als 8-Wochen-Training zusammengefasst. Und so fand ich mich 14 Tage später schon in der Ausbildung zur MBSR-Lehrerin wieder.
2004 - 2005 qualifizierte ich mich also zur MBSR- sowie zur MBCT-Lehrerin am Institut für Achtsamkeit und Stressbewältigung in Bedburg bei Dr. Linda Myoki Lehrhaupt. Seit dem unterrichte ich als zertifizierte MBSR-/MBCT-Lehrerin und verfüge über entsprechend viel Erfahrung. Über 5000 Menschen durfte ich in den 17 Jahren in meinem Institut in Präsenz-Kursen, Retreats, Workshops und 1:1 Sitzungen begleiten.
Seit 20 Jahren bin ich nun erfolgreich als hauptberufliche Achtsamkeits- und Meditations-Lehrerin selbständig, begleite Menschen durch die Höhen und Tiefen ihres individuellen Lebens und habe während dieser Zeit bisher 15 Bücher dazu geschrieben und veröffentlicht.
Die Corona-Pandemie 2020 hat zu einem neuen Umbruch und einer schweren existenziellen Krise geführt, die mich schließlich nötigte schweren Herzens die Türen meines mittlerweile sehr gut etablierten Institut für Achtsamkeit in Düsseldorf nach 17 Jahren für immer zu schließen. Als sich abzeichnete, dass wir mit der Pandemie nun wohl noch länger zu tun haben, habe ich mich voll und ganz darauf konzentriert, das komplette Kursangebot online aufzubereiten.
Doch nicht nur das. Während der Pandemie hat sich mein eigenes Leben vollkommen gewandelt. Nachdem alles zusammengebrochen, weggebrochen und verschwunden war, konnte sich ein ganz neues Leben zeigen. Ich habe nicht nur die Praxis geschlossen, sondern 2021 mein komplettes Leben in Düsseldorf aufgegeben und bin der Liebe wegen nach Wuppertal gezogen.
Nun lebe ich in einem vollkommen anderen Leben, in einer wundervollen Partnerschaft mit Haus, Garten, Katze, netten Nachbarn im Bergischen und habe das erste mal in meinem Leben Kinder.
Für mich ist das Leben ein sehr spannendes Abenteuer. Wir wissen nie was kommt und wie sich die Dinge schließlich entwickeln. Und genau von diesen Höhen und Tiefen, vom Fallen und wieder Aufstehen und was die Achtsamkeit damit zu tun hat, handeln alle meine Bücher, Kurse und Sitzungen.
Es freut mich riesig, wenn ich höre, dass Teilnehmer sich berührt und inspiriert durch die Übungspraxis und die Erfahrungen damit fühlen. Das ist es, was ich bezwecke: zu inspirieren, zu berühren und das Gefühl zu vermitteln, wir sind nicht alleine. Wir sind nicht komisch, sondern ganz normal. Es schüttelt uns nur manchmal alles etwas durch, doch es gibt Wege damit umzugehen und an dem, was geschieht gesund zu wachsen.
Meine Arbeit als Therapeutin/Beraterin habe ich gänzlich aufgegeben.
Ich lehre aus dem Alltag für den Alltag.
Wir haben alle die unterschiedlichsten Herausforderungen zu meistern. Wie Du gelesen hast verlief mein Lebensweg bisher alles andere als gerade. Neuanfänge, Veränderungen und Stress/Herausforderungen zu meistern (beruflich wie privat) gehören zu meinem Leben. Und nachdem ich selbst eine Autoimmunerkrankung habe und zusätzlich dann noch in 2022 direkt 3 Mal an Corona erkrankt war und über ein Jahr lang mit den Folgen einer Post-Covid-Symptomatik zu kämpfen hatte, macht dies nun ebenfalls einen Teil meiner Erfahrungsgeschichte aus.
In all den Veränderungen und auch gesundheitlichen Herausforderungen und Heilungsprozessen hat sich für mich gezeigt, wie hilfreich die Achtsamkeits- & Meditations-Praxis ist. Sie legt kein Spitzendeckchen auf die Dinge, sondern sie hilft uns wieder Boden unter die Füße zu kriegen und mit den Dingen umzugehen.
Wir können Probleme und Herausforderungen, die uns das Leben stellt, nicht so einfach wegmeditieren, doch wir können lernen in mitten der Schwierigkeiten bei uns zu bleiben, gut für uns zu sorgen, Mut zu fassen, die Nerven und unseren Humor zu bewahren und unseren Handlungsspielraum nutzen. Das ist es, was ich Dir mit all meinem Herzblut vermittel.
In den letzten Jahren habe ich über all das einige Bücher geschrieben. Mit gut 15 in namhaften Verlagen veröffentlichten Büchern gehöre ich mittlerweile zu einer der bekanntesten Buch-Autorinnen zum Thema im deutschsprachigen Raum.
Vor kurzem bin ich gefragt worden, was mein größter Erfolg ist. Mein größter Erfolg ist es, dass durch die Bücher, meine Arbeit im Institut und insbesondere jetzt durch die Online-Kurse die Achtsamkeit und die Meditation so vielen Menschen wie möglich eröffnet werden kann und Teilnehmer:innen ihr Leben verbessern können. Ich freue mich riesig über jede Mail, über jedes Feedback was mich erreicht. Paare haben einen Weg gefunden zusammen zu bleiben, Menschen die tief erschöpft waren, unter chronischen Schmerzen oder Schicksalsschlägen litten, haben wieder Kraft und Sinn im Leben, können ihr Leben wieder neu und besser ausrichten, haben Werkzeuge, sich selbst in Balance zu halten, Krisen zu meistern (statt daran zu zerbrechen), haben Mut und Zuversicht, eine neue Perspektive, können Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen und Paare, die Schwierigkeiten hatten Kinder zu kriegen aufgrund ihres Stresslevels haben nun eine Familie.
Alleine in den Online-Kursen sind nun bereits über 11.000 Menschen registriert.
Die Verkaufszahlen der Bücher füllen 3 Fußballstadien.
Für mich ist das unvorstellbar und gleichzeitig macht es mich demütig. Es ist ein Geschenk diese Arbeit tun zu können, es ist eine Gnade, eine Berufung, ein Segen. Was immer ich gelernt habe, fließt hier mit ein. Mein ganzes Herz, alle gemachten Erfahrungen meines ganzen Lebens, jeder Neuanfang, jede bewältigte Krise und auch jedes Scheitern. Es macht nun alles Sinn.
Nun bin ich ein halbes Jahrhundert alt. Was Du gelesen hast, ist ein kleiner Einblick in die letzten Jahre. Möglicherweise konntest Du auch die eine oder andere Parallele entdecken. Vielleicht gibt Dir das ein kleines Gefühl dafür, wer hier hinter all dem steht.
Denn auch, wenn alles hier vollkommen digital läuft - hinter all dem steckt ein Mensch - ich, Maren Schneider, mit meiner gesamten Geschichte, all meiner Erfahrung und meinem ganzen Herz und Seele.
Schön, dass Du hier bist!
Von Herzen alles Liebe
Deine Maren